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Sarkophag der Herennia Rufina © Landessammlungen NÖ, Archäologischer Park Carnuntum

Aktuelle Forschung

Mit den bereits erwähnten Methoden wurden auch bereits tolle Erkenntnisse gewonnen: Der Sarkophag der Herennia Rufina zeigte bei seiner Auffindung nur sehr schwer erkennbare Farbreste. Der aufwändig mit Reliefs dekorierte Sarkophag wurde vom Offizier Caecilius Saturninus für seine Gemahlin Herennia Rufina errichtet, die mit 20 Jahren verstarb. Der Sarkophag befindet sich aktuell im Polychromieraum des Museum Carnuntinums. 
Eine Analyse ergab gelben, roten und dunklen Ocker, Grüne Erde sowie ägyptisch Blau. Im Zuge der Untersuchungen konnten stellenweise bei der Restaurierung des Sarkophags durchgeführte Retuschen beobachtet werden. Die Farbreste sind jetzt – nach der Restaurierung – mit freiem Auge sichtbar.
Das Weihemonument für Minerva und den Genius immunium wurde 1903 innerhalb der Überreste des Legionslagers von Carnuntum aufgefunden. Die Statuengruppe gelangte in die Sammlung Ludwigstorff und wurde nach ihrer Restaurierung 1904 im Museum Carnuntinum aufgestellt. 

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Statuetten der Minerva und des Genius Immunium mit Weihinschrift © Landessammlungen NÖ, Archäologischer Park Carnuntum (Foto: N.Gail)

Im Zuge der aktuellen Analyse konnte unter anderem Ägyptisch Blau , das älteste künstlich hergestellte Pigment, am Helm und einzelnen Partien der Bekleidung festgestellt werden. Diese blaue Farbe wurde zudem zum Abtönen von Rotocker eingesetzt, um einen purpurähnlichen Farbton zu erzeugen. Dieser ist am Taillenbausch beider Figuren und am Mantelsaum des Genius zu erkennen. Zum Teil wurde mehrmals übereinander aufgetragen, wie etwa im Bereich des Medusenkopfes auf der Aegis der Minerva mit drei Farbschichten. Auch eine antike Reparatur oder Ausbesserung konnte erfasst werden. Die Gaschormatographie-Massenspektrometrie ergab als organisches Bindemittel Ei. 
Die Polychromie der Denkmäler des Mithraskultes ist ein weiterer Schwerpunkt des Projektes. Das Tauroktonierelief aus dem Bereich des Auxiliarkastells etwa zeigt neben seinem hervorragend erhaltenen und mit freien Auge erkennbaren Farbresten - unsichtbar und nur mittels Multispektralaufnahmen zu fassen - auch die Verwendung von Ägyptisch Blau am Stier und der phrygischen Mütze des Gottes, ebenso wie in den Faltentälern des flatternden Mantels. Teilweise wurde Blau gemeinsam mit rotem Ocker aufgetragen, sodass ein violetter Farbton entstand.
 

Ausblick

Bereits anhand der genannten Beispiele wird die Bandbreite der erhofften und teilweise bereits erzielten Ergebnisse des Projekts deutlich. Mit einigen der verwendeten Methoden wird Neuland beschritten, weshalb die Forschungen sich als umso wichtiger erweisen. Ziel ist ein erstes zusammenhängendes Bild der polychrom gefassten Steindenkmäler in Carnuntum und den römischen Donauprovinzen zu gewinnen.
Das Projekt läuft noch bis 2025, beteiligt sind unter anderem das Bundesdenkmalamt, die Landessammlungen Niederösterreich (Amt der NÖ Landesregierung), das Kunsthistorische Museum, die Universität Wien und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW). 

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Tauroktonie-Relief mit Weihinschrift © Landessammlungen NÖ, Archäologischer Park Carnuntum (Foto: N.Gail)