BESTATTUNGSSITTEN UND BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR IM HINTERLAND CARNUNTUMS

DIE GRÄBERFELDER LEITHAPRODERSDORF UND POTZNEUSIEDL

Dr. Lucia Clara Formato - Österreichisches Archäologisches Institut der ÖAW

Musikzimmer der Diplomatischen Akademie
1040 Wien, Favoritenstraße 15a
Beginn: 19:00 Uhr

Das frührömische Gräberfeld von Potzneusiedl kann als einer der wichtigsten Fundplätze für das Verständnis der unmittelbar vorrömischen Bevölkerung in Nordwestpannonien angesehen werden. Durch umfassende, interdisziplinäre Untersuchungen bieten diese Gräber erstmals einen Einblick in die Bevölkerungsstruktur im Hinterland der späteren pannonischen Grenze für die erste Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. Eine Besonderheit der Gräber ist die für diese Zeit und Region ungewöhnliche Sitte der Körperbestattung. Die Fibelbeigaben in sogenannter Trachtlage waren in Nordwestpannonien bisher nur von Grabstelen des späten 1. und 2. Jhs. n. Chr. bekannt. Solche Grabstelen liegen beispielsweise aus Leithaprodersdorf vor. Hier, ca. 30 km südlich von Carnuntum, wurde eine römische Nekropole auf ca. 3,6 ha und der dazugehörige Siedlungsplatz auf 1,6 ha erfasst. Für diese Nekropole konnte eine zuverlässige Chronologie der Bestattungstätigkeit erstellt werden. Die Auswertung ergab, dass es an diesem Ort keine Kontinuität in die Spätlatènezeit gibt. Dennoch ist auch hier gerade in den Anfängen der Nekropole der lokal-autochthone Charakter des Ortes gut erkennbar. Davon zeugen Grabhügel, norisch-pannonische Flügelfibeln und ein regional geprägtes Keramiksortiment.  Sowohl ikonographisch als auch epigraphisch finden sich hier keltisch geprägte Personen auf den Grabsteinen. Akkulturationsprozesse an römische Bestattungssitten spiegeln sich dann im archäologischen Material im 2. und 3. Jh. n. Chr. wider.