Müll und Abfallentsorgung in der Antike

In den antiken Großstädten herrschten für unser Verständnis miserable Zustände: Müll wurde aus den Fenstern der Mietskasernen gekippt oder einfach in den Fluss geworfen. Kanäle waren nicht in allen Städten vorhanden und wenn, dann waren sie oft heillos zugemüllt. In Athen und Rom herrschte bereits in der Antike bestialischer Gestank. Bei Eiskernbohrungen in Grönland konnte die Luftverschmutzung der Römerzeit im Eis nachgewiesen werden. Die Auswirkungen der Ausbeutung und Verschmutzung der Umwelt waren nur deshalb nicht so zerstörerisch, weil sie vorwiegend lokal stattfanden und auch von den technischen Möglichkeiten nicht die Ausmaße erreichten, wie dies heute der Fall ist.

Eine Müllabfuhr im heutigen Sinne war gekoppelt mit den Lebensmittellieferungen in die Stadt hinein. Denn die Bauern, die morgens ihre Waren zum Verkauf auf den Märkten hereinbrachten, transportierten vermutlich abends tierischen und vor allem menschlichen Dung auf denselben Karren aus der Stadt hinaus und verwendeten diesen als Dünger für die Felder. Dass darin aber Krankheitserreger transportiert wurden, war niemandem bewusst.

Der Preis des Fortschritts

In Rom waren vier Aedilen, also gewählte Beamte, für die Abfuhr des Mülls zuständig, und das gilt auch für andere Municipia und Coloniae des Imperium Romanum, wie etwa Carnuntum. Dennoch funktionierte die Müllentsorgung in antiken Städten kaum. Flüsse, Bäche, Kanäle wurden zur illegalen Ablagerung von Müll verwendet, und auch wenn Inschriften dies verbaten, so war es in der Antike gängig, den Müll einfach abzuladen. In der Nähe von Carnuntum war es in der Antike sicher alles andere als ratsam ein Bad in der Donau zu nehmen – der Fluss war einfach dermaßen verunreinigt.

Für ArchäologInnen sind solche großteils illegalen Müllhalden zumeist eine Sensation, aus Ihnen können Erkenntnisse über Ernährung, Lebensstandard, Verbeitung von Lebensmittel, etc. gewonnen werden. In diesen Müllhalden wurden aber auch die Überreste von Ratten und Mäusen, Schweinen, Hunden, Katzen, Geiern und sogar Ibissen gefunden, die sich vom Müll ernährten. Flöhe, Läuse und Fliegen sorgten für die Verbreitung von Krankheiten. Des Problems war man sich kaum bewusst, man nahm die Verunreinigung größtenteils als gegeben hin.