1995: Die Gründung der Betriebsgesellschaft
Bis in die 1990er Jahre hinein stand die archäologische Arbeit in Carnuntum vor enormen Herausforderungen. Zwar hatten die umfangreichen Rettungsgrabungen der 1970er und 1980er Jahre – etwa im Bereich der Mühläcker, der Gräberfelder und beim neu entdeckten Auxiliarkastell – das Wissen um die antike Stadt entscheidend erweitert.
Gleichzeitig aber wurde die zunehmende Kommerzialisierung der Archäologie und die wachsende touristische Nachfrage immer spürbarer. Seit den 1990er-Jahren war zudem ein wachsendes öffentliches Interesse an der Archäologie sowie ein größeres Verständnis der politischen Entscheidungsträger für die Anliegen der Denkmalpflege zu beobachten.
Um diesen neuen Rahmenbedingungen gerecht zu werden und die Vermittlungsarbeit auf professionelle Beine zu stellen, wurde 1996 die Betriebsgesellschaft Archäologischer Park Carnuntum Ges.m.b.H. gegründet. Dies stellte einen strategischen Meilenstein dar: Erstmals konnte nun eine klare Trennung zwischen wissenschaftlicher Forschung (weiterhin getragen durch die Akademie der Wissenschaften, das Österreichische Archäologische Institut und das Bundesdenkmalamt) und dem wirtschaftlichen Betrieb des Besucherparks vorgenommen werden.
Das Römische Stadtviertel im Jahre 2003 - © Land NÖ
Ziel der Betriebsgesellschaft war es, den Archäologischen Park zusammen mit dem wissenschaftlichen Leiter Franz Humer und der Beachtung strenger denkmalpflegerischer, wissenschaftlicher und didaktischer Vorgaben gezielt als touristisches und kulturelles Angebot zu entwickeln. Unter der Leitung von Petra Bohouslav und ab 2001 von Markus Wachter gelang es in wenigen Jahren, Carnuntum als attraktives Reiseziel im nationalen und internationalen Kulturtourismus zu positionieren.
Das wirtschaftliche Konzept ging auf: Carnuntum entwickelte sich zu einem bedeutenden regionalen Wirtschaftsfaktor mit jährlich rund 80.000 Besucherinnen und Besuchern. Gleichzeitig ermöglichte die Betriebsgesellschaft eine nachhaltige finanzielle Grundlage für weitere Investitionen in Erhaltung, Forschung und Vermittlung – eine Entwicklung, die im europäischen Vergleich als mustergültig gelten kann.