2005: Weichenstellung für den internationalen Erfolg der archäologischen Vermittlung
Im Jahr 2005 wurden in Carnuntum entscheidende Impulse für eine international konkurrenzfähige archäologische Vermittlung gesetzt. Im Vorfeld des Jubiläums „2000 Jahre Römer in Carnuntum“ und aufbauend auf den Erfolgen der Betriebsgesellschaft wurde die Vermittlungsstrategie gezielt weiterentwickelt. Ein zentraler Aspekt war die Idee, antike Bauten nicht nur als restaurierte Ruinen zu präsentieren, sondern deren ursprüngliches Erscheinungsbild durch fundierte Rekonstruktionen erlebbar zu machen.
Bereits 2003 war das erste rekonstruierte Haus (Haus I) im Bereich des Spaziergartens eröffnet worden. 2005 folgte mit Haus II die erste Rekonstruktion eines zentralen römischen Hauptgebäudes nach antiker Bautechnik. Diese Rekonstruktionen basieren auf den Ergebnissen jahrzehntelanger Grabungen und orientieren sich strikt an den Prinzipien moderner Denkmalpflege und wissenschaftlicher Authentizität.
Rekonstruktion des sogenannten "Haus des Lucius" im Römischen Stadtviertel - © Land NÖ
Gleichzeitig wurde das Heidentor, das Wahrzeichen Carnuntums, zwischen 1998 und 2001 in einer umfassenden Generalsanierung nach neuesten denkmalpflegerischen Maßstäben restauriert. Diese Maßnahmen eröffneten der archäologischen Vermittlung neue Dimensionen. Carnuntum wurde zunehmend als international anerkanntes Modellprojekt für innovative Präsentation archäologischer Kulturlandschaften wahrgenommen. Das Konzept einer „erlebbaren antiken Stadt“ verband wissenschaftliche Seriosität mit einem attraktiven Erlebnisangebot für unterschiedlichste Zielgruppen, von Fachbesuchern bis zu Familien.
Diese Entwicklungen ebneten den Weg für die zukünftige Positionierung Carnuntums als internationales Vermittlungszentrum. Durch gezielte Investitionen in modernste Technologien – von 3D-Visualisierungen bis hin zu interaktiven Formaten – konnte die Attraktivität von Carnuntum im globalen Wettbewerb erheblich gesteigert werden.
Bau der Therme im Freilichtareal der Römerstadt Carnuntum - © Land NÖ
Der fortschreitende Verfall der in den 1950er Jahren angelegten „Schauruine“ machte zwischen 2001 und 2011 ein groß angelegtes Projekt notwendig. In diesem Zeitraum wurden die bereits freigelegten Bereiche mit modernen stratigraphischen Methoden bis zum gewachsenen Boden gegraben, an dem keine menschlichen Eingriffe mehr nachweisbar waren. Die sorgfältig dokumentierten Bodenschichten ermöglichten es, eine wichtige Phase des Stadtviertels (Ende 3./Anfang 4. Jahrhundert n. Chr.) zu rekonstruieren und somit das römische Leben anschaulich zu vermitteln. Für die Niederösterreichischen Landesausstellung 2011 wurden sowohl die Therme als auch die Villa Urbana wieder errichtet, als letzte bedeutende Rekonstruktion wurde 2019 das Haus des Ölhändlers (Haus I) eröffnet.
Heute setzt die archäologische Arbeit primär auf zerstörungsfreie Methoden, wie geophysikalische Prospektionsmethoden, mit denen jüngst die Quartiere der Statthaltergarde lokalisiert werden konnten.